Lieber Mike, querido amigo Mike, dear Mike.
Ich danke Dir für alles, das Du mich gelehrt hast. Und gelehrt hast Du mich viele Dinge, — draussen in der Landschaft. Denn Du hast Landschaft gemalt. Nicht: abgemalt nach der Natur, — Du hast Landschaft erfunden, um sie malen zu können. Irdische Landschaft und kosmische Landschaft. Denn was Du gemalt hast, ist Dir Landschaft geworden: «Landschaft muss man schauen, damit man Landschaft sieht».
Du hast mich bei einem unserer ersten Gespräche überrascht mit einem ganz eigenen Begriff, einem Substantiv: Nicht einfach: das Sehen. Sondern: das Landschaftsehen. Nicht einfach: das Schauen. Sondern: das Landschaftschauen. Und überrascht war ich auch deshalb, weil Du damit deutlich machtest, dass es nicht einfach darum geht, eine bestehende Landschaft, eine schöne Landschaft, eine bezaubernde, eine atembeklemmende Landschaft zu schauen, anzuschauen, wenn man sie sieht. Mit deinem verwegenen Substantiv forderst Du uns auf, auch die Landschaft zu sehen in den Dingen, die wir anschauen. Die Strukturen und Zeichen dieser Landschaften.
Du wolltest Landschaft erkennen, nicht nur im Nebelmeer, auch im Faltenwurf eines Vorhangs, die Landschaft in Allem! In Jedem! Du hast sie mir gezeigt in drei gestapelten Stühlen und in der Auslage des Mercado do Sodré. So abenteuerlich kann das «Landschaftschauen» sein!
Nachruf seines Freundes Peter K. Wehrli