Michael Biberstein
Accrochage

17.08. – 01.09. 2013

Lieber Mike, querido amigo Mike, dear Mike.
Ich danke Dir für alles, das Du mich gelehrt hast. Und gelehrt hast Du mich viele Dinge, — draussen in der Landschaft. Denn Du hast Landschaft gemalt. Nicht: abgemalt nach der Natur, — Du hast Landschaft erfunden, um sie malen zu können. Irdische Land­schaft und kosmische Landschaft. Denn was Du gemalt hast, ist Dir Landschaft geworden: «Landschaft muss man schauen, damit man Landschaft sieht».

Du hast mich bei einem unserer ersten Gespräche überrascht mit einem ganz eigenen Begriff, einem Substantiv: Nicht einfach: das Sehen. Sondern: das Landschaftsehen. Nicht einfach: das Schauen. Sondern: das Landschaftschauen. Und über­rascht war ich auch deshalb, weil Du damit deutlich machtest, dass es nicht einfach darum geht, eine bestehende Landschaft, eine schöne Landschaft, eine bezaubernde, eine atembeklemmende Landschaft zu schauen, anzuschauen, wenn man sie sieht. Mit deinem verwegenen Substantiv forderst Du uns auf, auch die Landschaft zu sehen in den Dingen, die wir anschauen. Die Strukturen und Zeichen dieser Landschaften.

Du wolltest Landschaft erkennen, nicht nur im Nebelmeer, auch im Faltenwurf eines Vorhangs, die Landschaft in Allem! In Jedem! Du hast sie mir gezeigt in drei gestapelten Stühlen und in der Auslage des Mercado do Sodré. So abenteuerlich kann das «Land­schaftschauen» sein!
Nachruf seines Freundes Peter K. Wehrli

Lieber Mike, Querido Amigo Mike, Dear Mike,
I thank you for everything that you have taught me. And you have taught me many things, outside in the landscape. Because you have painted landscape, not reproduced according to nature. You have discovered landscape in order to be able to paint it. Earthly landscape and cosmic landscape. Because what you have painted has become landscape for you: “You must always look at landscape so that you see landscape.”

In one of our first conversations, you surprised me with an extremely individual concept, a noun: Not simply the vision. Rather, landscape vision. Not simply the looking. Rather, landscape looking. And I was also surprised, because by this you were making clear that it was not simply about seeing, looking at an existing landscape, a beautiful landscape, an enchanting, breathtaking landscape as it comes into view. With your daring noun, you challenge us to see landscape also in the things we look at. The structures and signals of these landscapes.

You wanted to perceive landscape not only in a sea of fog but also in the folds of a curtain. Landscape in everything! In everyone! You showed it to me in three stacked chairs and in the display of the Mercado do Sodré. “Looking at landscape” can really be so adventurous!
Obituary from his friend Peter K. Wehrli